Grünes Heupferd

Tettigonia viridissima

Erkennen!

Das Grüne Heupferd gehört zu den größten und aufgrund seiner grünen Farbe auch zu den auffälligsten Heuschrecken unserer Breiten. Es erreicht eine Körperlänge von 3 bis 4 cm, wobei die Fühler zusätzlich bis zu 5 cm lang werden können. Die langen Fühler sind ein typisches Merkmal der „Laubheuschrecken“ und grenzen diese von den „Feldheuschrecken“ ab. Die Männchen der wechselwarmen Insekten beginnen bei Sonnenschein am Nachmittag mit ihrem Gesang. Dazu sitzen sie in der Regel kopfüber an hohen Pflanzen und reiben ihre Vorderflügel über eine sogenannte „Zirpmembran“. Das Hörorgan der Heupferde befindet sich am Knie des Vorderbeins und ist lediglich an zwei kleinen Schlitzen erkennbar. Zudem besitzen Heupferde ein spezielles Organ, das bereits kleinste Erschütterungen wahrnimmt und dem Schutz vor Fressfeinden dient. Bei der Flucht setzen sie neben der gewaltigen Sprungkraft ihrer Hinterbeine auch die vollentwickelten Flügel ein und können dadurch trotz ihrer Größe einige hundert Meter weit fliegen.

Wussten Sie?

Das Verbreitungsgebiet des Grünen Heupferds erstreckt sich über ganz Europa und Asien. Kalte Regionen und Gebirge werden allerdings weitgehend gemieden. Zwar zählte das Heupferd lange zu den häufigsten Heuschrecken unserer Breiten, die Zahlen sind jedoch, wie bei vielen Tierarten durch die Intensivierung der Landwirtschaft, insbesondere durch den Einsatz von Insektiziden, stark zurückgegangen. Heute profitiert das Grüne Heupferd von dem Sinneswandel unserer Gesellschaft und von wieder vermehrt extensiv bewirtschafteten Flächen. Zu den typischen Lebensräumen gehören neben wenig genutzten Grünflächen auch Waldränder und sonnige Brachen. Wichtig sind Begleitstrukturen aus Bäumen und Sträuchern, die die Männchen als Singwarte nutzen. Als Kulturfolger sind Grüne Heupferde zudem häufig in Siedlungsnähe zu finden.

Wird ein Weibchen durch den abendlichen Gesang eines männlichen Heupferdes angelockt, beginnt die etwa eine Stunde dauernde Paarung. Bis zu 600 Eier werden mit dem Legebohrer in feuchten lockeren Boden gelegt und durchlaufen dort je nach Umweltbedingungen eine bis zu fünf Jahre dauernde Entwicklung. Die geschlüpften Larven bewältigen sieben Stadien, bis sie zu geschlechtsreifen Heuschrecken werden. Als solche verbringen sie den Sommer, paaren sich und sterben in den ersten Frostnächten des Herbstes. Während des gesamten Lebenszyklus ernährt sich das Grüne Heupferd vorwiegend räuberisch, zunächst von Blattläusen, später auch von kleineren Insekten, Raupen und kannibalisch von kranken Artgenossen. Im Gegensatz zu einigen verwandten, pflanzenfressenden Arten ist das Grüne Heupferd daher entgegen der verbreiteten Einschätzung ein landwirtschaftlicher Nützling.

Übrigens, das grüne Heupferd kann nicht nur gut hören und fühlen, es besitzt zu alledem große Facettenaugen, die ihre Umgebung genau wahrnehmen können. Bei möglicher Bedrohung versucht es sich zu tarnen und geht auf der dem „Feind“ abgewandten Seite der Pflanze in Deckung.

Grünes Heupferd
Jiri Bohdal